Pulver, Pillen, Plagiate

Mit Zollfahndern auf der Jagd
Medikamente aus Indien, Markenkleidung made in China oder Drogen aus Südamerika - der Schmuggel in die EU boomt wie nie zuvor. Im Jahr 2008 beschlagnahmte der deutsche Zoll gefälschte Waren im Gesamtwert von 436 Millionen Euro und über 13 Tonnen Rauschgift. Was immer in Deutschland verboten, schwer zu bekommen oder überteuert ist, wird geschmuggelt – mal mehr, mal weniger erfolgreich: Denn die Zöllner an Flug- oder Seehafen haben einen sechsten Sinn für schlechte Schmuggler-Gewissen. Sie wissen einfach, wen und wo sie kontrollieren müssen.

Mit jährlich 53 Millionen Passagieren aus 105 Ländern ist Deutschlands größter Flughafen nicht nur ein Drehkreuz für den internationalen Luftverkehr – auch massenweise Waren mit nicht immer einwandfreier Herkunft werden in Frankfurt am Main umgeschlagen. Etwa die Hälfte des im letzten Jahr durch den deutschen Zoll sichergestellten Kokains kommt vom Rhein-Main-Flughafen: über 350 Kilogramm. Dazu kommen rund 380 Kilo andere Drogen, 570 Kilo Anabolika und knapp eine Million Produktfälschungen. Die Fantasie der Schmuggler kennt dabei keine Grenzen: als Verstecke müssen Badelatschen, Reisesouvenirs oder auch mal der eigene Körper herhalten. Gerade haben Peppi S. und Michael M. vom Sonderkontrolltrupp des Zolls unter den Passagieren einen gehetzten Geschäftsmann entdeckt. Die Zöllner suchen bei ihm nach Bargeld – hat er mehr als 10.000 Euro ohne Anmeldung dabei, besteht Verdacht auf Geldwäsche.

Große Mengen an Schmuggelware kommen über den Seeweg nach Deutschland. Auf Sportbooten, Segeljachten und Containerschiffen versuchte man im letzten Jahr zwei Tonnen illegale Arzneimittel und über fünf Tonnen Marihuana auf den deutschen Schwarzmarkt zu schwemmen. Spezialeinheiten des Zollfahndungsamts prüfen in allen wichtigen Seehäfen Schiffe und Container auf Herz und Nieten. Im Hafen Rostock nehmen Einsatzleiter Hartmut K. und seine Polizeitaucher besonders Schiffe aus Südamerika unter die Lupe. Unter einem Kohlefrachter aus Venezuela machte das Team aus Mecklenburg-Vorpommern ihren bislang spektakulärsten Fund: In mehreren wasserdicht versiegelten Paketen finden sie 130 Kilogramm Kokain mit einem Verkaufswert von über sieben Millionen Euro.