10 vor 11 vom 21.01.1991
"Das Goldene Vlies und die Catchpenny-Drucke"
Der Maler Anselm Kiefer hat Aufmerksamkeit erregt, als in dem Magazin der Süddeutschen Zeitung sein Bilderzyklus "Das Goldene Vlies" veröffentlicht wurde. In Den USA gilt Anselm Kiefer als der eindrucksvollste deutsche Maler der Gegenwart. Im Inland wird er erst jetzt, d. h. zu einem Zeitpunkt zu dem keines seiner Einzelwerke mehr unter 2 Mio. Dollar zu erhalten ist, entdeckt.
10 vor 11 widmet die vorliegende Sendung dem "Argonautenzug" von Anselm Kiefer. Jason und 53 weitere raub- und mordlustige Gesellen auf dem Schiff Argo (daher "Argonauten") versuchen, das "Goldene Vlies" zu erobern. Medea, in Jason verliebt, zerstückelt ihren Bruder und wirft die Leichenteile den Verfolgern vor. So rettet sie Jason, der ihr übel dankt. Aber sie versucht Jasons Eltern zu überreden, ihren Gatten zerstückelt in einem Kochtopf aufzukochen, unter dem Vorwand, dass dies ihm ewige Jugend bringt.
In der Darstellung der Argonauten Sage, knüpft 10 vor 11 an Materialien der sog. Britischen Catchpenny Drucke an. Es handelt sich um das früheste Massenmedium, das mit einem Umsatz von über 250.000 Exemplaren rechnete und wegen der notwendigen Akzeptanz nur noch über Mord und Hinrichtungen berichtete. Dieses Medium aus Blei und die Flugzeuge aus Blei, wie sie Anselm Kiefer herstellt, sind entfernte Verwandte.
Die Sendung enthält grausame Szenen, die für Jugendliche nicht geeignet sind.