10 vor 11 vom 15.07.1996
Der Prinz als Zwangsarbeiter
Wolfgang Amadeus Mozart erwartete die Zukunft des Musikdramas von einer möglichst direkten Verknüpfung von Musik und Gefühl: dem Melodrama. Eines der schönsten Melodramen, die er schrieb, findet sich am Anfang seiner Oper ZAIDE. Ein europäischer Prinz lebt als Zwangsarbeiter in den Arbeitscamps des Sultans. Er kann nicht einschlafen. Ihn weckt der barbarische Lärm der Lagerinsassen, das Klirren der Ketten. Wie Marcel Proust ist er ein empfindsamer junger Mann, der über die Abgründe des Einschlafens fantasiert. Nicht wahr als dieses winzige Stück Lebenserfahrung: "der Schlaf will nicht kommen", bildet den dramatischen Kern eines der weltweit schönsten Musikstücke. Der Dirigent Christoph Hagel spiel und erzählt das Melodrama aus ZAIDE, 1. Akt.