10 vor 11 vom 03.08.1992

Die Unbezahlbarkeit der Schwarzmeerflotte

Eine russische Schwarzmeerflotte gibt es seit Katharina der Großen. Im Krimkrieg von 1855 wurde sie im Hafen von Sewastopol versenkt. Nach der ersten deutschen Wiedervereinigung 1870/1871 wieder aufgerüstet, bedrohte sie bis 1918 den Bosporus; der berühmte Panzerkreuzer Potemkin gehörte zu dieser Flotte. 1918 wurde sie erneut versenkt, damit sie nicht in die Hände der Briten fällt. Heute ist diese Flotte, mit Computern vollgestopft, eine strategische Waffe, für die es aber keine strategischen Ziele gibt. Zwei brüderliche Republiken der GUS streiten um die Teilung der Flotte. "Alles in der Welt hat seinen Preis", sagt Imanuel Kant, "aber das, was man für kein Geld kaufen kann, ist die Würde". In diesem Sinne ist die Schwarzneerflotte unbezahlbar. Sie ist das Symbol für das Selbstbewusstsein eines großen Landes. Eine Flotte mit großem Schicksal.