10 vor 11 vom 25.11.1996

Die Suche nach einem gemeinsamen Nenner des Bösen

Peter Sartorius über : "Etwas ist faul im Staate Belgien"
Vor fünf Jahren wurde der mächtige Minister Cools, der "Patte von Lüttich", erschossen. Die Aufklärungsarbeit der Justizbehörde blieb unzulänglich. In der gleichen Provinz Belgiens führten jetzt die Verbrechen und Morde des Mädchenhändlers Marc Dutroux zur Verstörung in der Bevölkerung. Durch die Verhaftung des Geschäftsmannes und Pädophilen Niehul ist zwischen den Verbrechensfällen Cools und Dutroux auch noch eine Vernetzung entstanden. Die belgische Justizbehörde wusste als Antwort auf den Vertrauensschwund nichts Besseres als ein Verfahren auf Amtsenthebung gegenüber dem einzigen Untersuchungsrichter, Connerotte, der die Aufklärung energisch in Gang gesetzt hat. Peter Sartorius, Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat die Tatorte in Wallonien besucht und berichtetüber seine Eindrücke. Die Landschaft um Lüttich und Charleroi gehörte ehemals zu den reichsten Industriezonen Europas und befindet sich heute im Verfall. Bei einem Wegfall des Grundvertrauens in den Staat, entsteht, sagt Peter Sartorius, immer eine Hauptlinie des Interesses: DIE SUCHE NACH EINEM GEMEINSAMEN NENNER DES BÖSEN. Gibt es einen solchen gemeinsamen Nenner oder ist das Böse tausendköpfig?