10 vor 11 vom 16.09.1996

Der Mangel an Gefühl in der Politik

Verdi, Tod in Venedig und der SPD-Parteitag
Oskar Lafontaine, Rudolf Scharping, Hans Koschnik, Helmut Schmidt über Politisches Drama, den Parteitag der SPD (1982), Giuseppe Verdi und die Oper (mit Tschaikowsky !) LANGFASSUNG: Giuseppe Verdi hat eine Leidenschaft für das politische Drama. Wie der politische Gegner in ruppiger Weise staatsmännische Charaktere in der Luft zerreißt, aus Ämtern entfernt und zum Tode bringt - dem hat er die schönste Melodik gewidmet. Besonders bewegend: "Tod in Venedig". Der mächtige Doge muss im Rat der Zehn (eine Art Zentralkomitee) über seinen Sohn das Todesurteil verhängen und danach wird er, auch selbst aus dem Amt und in den Tod getrieben, zeigen einen charakteristischen Mangel an Gefühl. Szenenwechsel: Ein Parteitag der SPD im Jahr 1982. Es geht um die Raketen-Krise, den sog. NATO - Doppelbeschluss. Die Enkel Willy Brandt im Kampf gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt. Gleich von welcher Seite man das dramatische Geschehen beobachtet: Der politische Kampf kennt keine zarte Empfindung. Mit den Mitteln von Verdis Musik aber geht das Tragische daran wenigstens zu Herzen. Tragisch ist und bleibt: der Mangel an Gefühl in der Politik. Wo es um alles geht, da steckt am wenigsten Gefühl. Man sieht den jungen Lafontaine, Gerhard Schroeder, Rudolf Scharping, Hans Koschnik, Klose und Helmut Schmidt, sowie beste Baritone, Tenöre, Soprane und Bässe aus Opern Verdis.