10 vor 11 vom 10.02.1992

"Mozart als Fremder"

Gespräch mit dem Komponisten Frank Michael Beyer
Der Wiener Komponist Salieri, Zeitgenosse und Konkurrent Mozarts, sagte einmal verblüfft, als er eine Komposition Mozarts aus dessen Todesjahr 1791 hörte: was für ein Ton! Was ist das Spezifische des Mozarts Tons? Mozart zwingt extrem fremde Materialien zu einer Einheit, was sonst keiner kann. Er verhält sich zur Musik, wie ein Theaterregisseur zu Maschinen, Personen, dem Licht, den Dekorationen. Er "zieht alle Register" und bringt damit logisch unerkennbare Gegenpole in die Balance. Das ist der Mozart-Ton. Nach dem eindrucksvollen Finale des Mozartjahres, sagt der Komponist Frank Michael Beyer, ist mit Befriedigung festzustellen: Mozart ist kein weicher Komponist, er hat "nie etwas versöhnt", er ist nicht einmal Klassiker. Er bleibt ein Fremder.